Sicher sollte es für jeden journalistisch angehauchten Schreiberling einfach sein, einfach zu schreiben. Das sollte einem ja dann im Blut liegen und gerade bei den immens gewichtigen Ereignissen der letzten Wochen und Monate, müssten die Finger nur so über die Tasten fliegen.
Jedoch ist man manchmal entweder zu faul, oder einfach von der Fülle der Ereignisse überwältigt, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Hinzu kommen diverse Schreibblockaden. Immerhin möchte man ja was Neues, Frisches von sich geben, dass wie in meinem Fall, zum schmunzeln und nachdenken gleichermaßen anregen soll und versucht halt Wiederholungen möglichst zu vermeiden. Andernfalls könnte man als Redakteur auch bei der Bild-Zeitung enden, wo man sich dann in schwerst-Brainstormings Headlines ausdenken muss und bei fast jeder Ausgabe dann so was rauskommt wie „Heiner Bremer nackt in der Sauna“, oder „Verona Poth nackt in der Sauna“, oder „Stinktiere überraschen Heiner Bremer und Verona Poth nackt in der Sauna“ usw.
Außerdem gibt es heutzutage so viele Blogger und Twitterer, die wirklich jeden Furz und jeden ausgekotzten Brocken nach dem Samstags-KO-Saufen mit verliebter Detailliertheit beschreiben und sich dadurch selber einen publizistischen Orgasmus zu bescheren glauben, dass ich persönlich Angst habe von zuviel Schreiben dieses Niveau zu erreichen.
Irgendwie merkwürdig erscheint es da, dass diese Tastatur-Bläher auch noch Leute haben, die mit der Nase als Erste am Fäkal-Geschreibsel sein wollen. Follower oder Folger nennen sich diese dann und geben den Verbal-Flatulenzern das Gefühl tatsächlich wichtig zu sein. Dabei herrscht ein reger Wettbewerb und jeder möchte natürlich den aller Stinkigsten unter seinesgleichen lassen. Ein Modell, das bei nahezu jedem sozialen Netzwerk funktioniert.
Wie ich es denn geschafft hätte zu leben, ohne bei Facebook angemeldet zu sein wurde ich letztens mal gefragt. Da wusste ich erst nicht was ich sagen sollte. Einfach nur „gut“ schien mir unpassend, da ich durchaus behaupten kann ein ausgefülltes und gefülltes Tagesprogramm zu haben, bei dem ich mich oft und viel mit Menschen aus allen Lebenslagen unterhalte und meinen sozialen Kontakten, nicht nur virtuell begegne, sondern doch tatsächlich in Fleisch und Blut an den verschiedensten, realen Orten.
Also war meine Antwort „Wenn ich jemanden sehen will, dann rufe ich ihn an und wir können uns ja dann verabreden“. „Aber da triffst du Leute, die du schon ewig nicht mehr gesehen hast“. Ja, wer sagt denn überhaupt, dass ich die wieder sehen möchte?
Was interessiert mich das Arschloch aus der 6. Klasse, dass den größten Teil der Pause damit verbracht hat mich zu provozieren, weil ich schon immer groß und stark war, mit dem Resultat, dass ihm dann kurz vor Pausenende 1 bis 4 Rippen weh taten und ich beim Direktor vorstellig werden musste? Oder meine Ex-Freundin, die doch ungedingt ohne Gummi mit mir schlafen wollte, weil sie angeblich Probleme mit der Gebärmutter hatte und nicht schwanger werden konnte, ich mich zum Glück aber geweigert habe und sie einige Jahre später mit 3 Kindern als Bagage wieder treffe? Obwohl hier hätte ich natürlich fragen können, wie dieses Wunder denn passieren konnte. Unbefleckte Empfängnis? Gleich drei Mal???
Aber, ich werde es höchstwahrscheinlich nicht vermeiden können, mich ebenfalls dort anzumelden. Sei es einfach nur um zwischendurch mal zu schreiben, wie viel Gulasch ich zwischen den Zähnen hängen habe, oder dass Bier und Schokolade durchaus zu extrem miefigem Dünnschiss führen kann. Im Zuge dessen können wir ja dann die Vorteile von gewachster und ungewachster Zahnseide diskutieren, oder wie lange es bei dem Dünnschiss dauert bis einem die Kimme schmerzt.
Guten Tag und viel Glück
Thomas Skandalis
Quelle Bild: www.oldskoolman.de